Gelsenkirchen (straßen.nrw) Am Samstagabend (21 .4.) ist auf der A46 der Abbruchbagger
angerückt: Die Brücke Hammacherstraße, die in Hagen über die Autobahn führt, muss
weichen. Damit geht das Straßen.NRW-Projekt “Bausteinbrücke” auf die Zielgerade. “Für
uns ist das ein wichtiges Pilotprojekt”, sagt Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin von
Straßen.NRW, “Die Erfahrungen, die wir hier machen, können wir für künftige Projekte gut
nutzen.” Das Landesverkehrsministerium hatte gemeinsam mit Straßen.NRW einen
Ideenwettbewerb für den Ersatzneubau der Brücke Hammacherstraße ausgelobt. Gesucht
waren Ansätze, die seit Jahren bewährte Fertigteilbauweise zu variieren und vor allem die
Sperrzeiten für den Ersatzbau zu reduzieren. In Hagen wird das Siegerprojekt nun realisiert.
Nach nur 100 Tagen soll der Verkehr über die neue Brücke rollen.

Gearbeitet wird an der neuen Brücke über die A46 schon lange, der Verkehr konnte bis jetzt
aber dennoch über die alte Brücke geführt werden. Denn der Brückenneubau entsteht
erstmals in NRW komplett aus Fertigteilen. Das heißt, auch Fundamente und Widerlager,
also die Brückenstützen rechts und links der Fahrbahn, werden in einem Betrieb im
Siegerland gegossen und erst vor Ort zusammengebaut. Ebenfalls abholbereit sind die
Brückenträger, die in einem Stahlfertigungsbetrieb in Görlitz hergestellt wurden. Sind
Widerlager und Träger eingebaut, werden schließlich die Fahrbahnplatten angeliefert, die
Stück für Stück dann eine befahrbare Verbindung schaffen. “Alle Teile müssen exakt
ineinander greifen”, beschreibt Franz Fischer, Projektleiter bei Straßen.NRW, die
Herausforderung bei diesem Brückenbau.

Der Einsatz von Fertigteilen im Brückenbau ist geübte Praxis. Neu ist, dass auch die
Fundamente und Widerlager sowie Fahrbahn und die Gehwege aus der Betonfabrik
stammen. Um den Boden für den Aufbau vorzubereiten, wird der Untergrund zusätzlich
verfestigt. So genannte Rüttelstopfsäulen sollen für die notwendige Standfestigkeit sorgen.
Dabei werden Bohrlöcher mit einem Durchmesser von 70 Zentimetern bis zu einer Tiefe von
zwölf Metern mit Kies verfüllt und durch Rütteln und Stopfen verdichtet. Das gibt dem
Fundament auf dem lehmigen Untergrund mehr Halt. Um die sieben Fertigteile, aus denen
dieses Bauteil besteht, exakt auszurichten, liegen die schweren Betonkolosse zunächst auf
zwei Schienen und sind mit Stellschrauben versehen. Wie bei einem Campingtisch kann
man mit Hilfe der Schrauben mögliche Unebenheiten ausgleichen. Steht alles im Lot, wird
der Hohlraum zwischen Boden und Betonteilen vergossen. Und es werden anschließend die
bis zu 60 Tonnen schweren Widerlagerbauteile aufgesetzt.

Etwa 40 Pläne werden für den Bau einer normalen Brücke in der Regel angefertigt. Für die
Baustein-Brücke sind es 450. “Das, was wir hier machen, ist einmalig”, sagt Franz Fischer.
“Wir sammeln dabei natürlich auch noch viele Erfahrungen.” Vor allem in dem hohen
Vorfertigungsgrad sieht Straßen.NRW Vorteile. Mit den Fertigteilen wird man erheblich
schneller sein. Weiterer Vorteil: Gebaut wird weitgehend wetterunabhängig. Denn die
Betonfertigteile können in den Hallen auch bei starkem Frost hergestellt werden.

Das Wetter müssen die Straßen.NRW-Ingenieure aber dennoch im Blick haben. Vor allem
dann, wenn die langen Stahlträger die Verbindung zwischen den Widerlagern schaffen
sollen. Stahl dehnt sich aus oder zieht sich zusammen, je nach Temperatur. Also müssen
beim Verbinden von Stahl- und Betonteilen ähnliche Temperaturen herrschen wie beim Bau
der Stahlträger. Denn auf der Baustelle kommt es auf den Millimeter an. Genauigkeit ist
dabei nicht nur von den Beton- und Stahlbauern gefragt, auch die Kranführer, die die
Fertigteile am Haken haben, müssen exakt arbeiten. Immerhin einmal können sie das
Arbeiten mit den Betonteilen am Haken im Vorfeld ausprobieren. Dann werden Fundamente
und Widerlager zur Probe aufgebaut. “Wenn man fast 60 Tonnen am Haken hat, sollte man
das schon einmal geübt haben”, sagt Franz Fischer.

Von Redaktion

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